Früher hieß es „Pass auf, der Raum könnte abgehört werden“ Heute heißt es „Wanze, füge Bier auf die Einkaufsliste hinzu“. Dieser Witz geistert seit einiger Zeit durch die Timelines von Facebook und Twitter und trifft den Zahn der Zeit. Mittlerweile ist vieles selbstverständlich, was vor Jahren noch utopisch klang und nicht wenigen Menschen große Sorgen bereitete. Aber ist es denn wirklich so, müssen wir uns Gedanken machen, dass digitale Sprachassistenten und Smart-Home-Geräte mehr über uns preisgeben als einen simplen Befehl, der mit „OK Google..“ beginnt?
Von Registrierungen, Passwörtern und der Frage, wie man sich das alles merken soll
Datenschutz und Internetnutzung verhalten sich in etwa so wie Ausweiskontrolle an Grenzübergängen und Reisefreiheit. Das Internet kennt keine Grenzen, zumindest keine was Entfernungen betrifft. Reichweite ist von großer Relevanz, auch wenn es dabei um Zielgruppen und nicht um Distanzen geht. Maßnahmen, die dafür gedacht sind die eigene Privatsphäre zu bewahren oder Bereiche vor unerlaubten Zugriffen zu schützen sind eng verbunden mit Datenschutz, einem gar menschlichen Bedürfnis nach Sicherheit, Nachvollziehbarkeit und vor allem Kontrolle. Gesetzliche Bestimmungen und Maßnahmenkataloge sorgen dafür, dass wir uns überall legitimieren und virtuell ausweisen müssen. Das grenzenlose Netzwerk Internet ist durchzogen von Barrieren. Dass dies notwenig ist, ist unserer menschlichen Natur geschuldet, nicht jeder hat mit dem was er oder sie macht gute Absichten. Und wenn, dann interpretiert ein anderer dies nicht zwangsläufig als gute Absicht.
Transparenz als Einbahnstraße
Nun ist es aber so, dass Konzerne wie Google, Facebook, eigentlich alle Unternehmen, die über das Internet tätig sind, Nutzerdaten benötigen. Einfach deshalb um uns als Individuum besser zu verstehen oder mit relevanten Informationen oder Werbung zu versorgen. An sich ja nicht schlimm, doch diese Unternehmen vertreten die Meinung, dass viel, viel weniger von dem was wir als schützenswert bewerten auch tatsächlich privat und unter Verschluss bleiben sollte. Die digitale Gesellschaft kennt keine Privatsphäre, Transparenz ist das Losungswort, zumindest was die Zielgruppe angeht. Selbst zeigen sich Tech-Konzerne nicht so gerne ohne ihren Deckmantel einer wirtschaftlichen Einrichtung.
Wir Menschen sind hochkomplexe Wesen, und wie es scheint, sind wir vielleicht doch nicht so einfach an den Versorgungsapparat der Internetkonzerne anzuschließen. Absatzmärkte über Bildschirm, Tastatur und Computer sind nur der Anfang gewesen, aber es ist nicht einfach die Skepsis der User zu umgehen, auch wenn Smartphones und Tablets uns auch unterwegs an der Stange halten. „Wir sind lange noch nicht zufrieden mit dem was wir über euch wissen und von euch haben“, so die Kampfansage der CEOs und Marketingabteilungen.
Der Konsument als Entwicklungshelfer der großen Konzerne
Der letzte große Schritt beziehungsweise die Schritte in Richtung multimediale Vernetzung ist nicht etwas die virtuelle Realität gewesen, eine Welt, die wir momentan nur über VR-Brillen und Headsets betreten können, was scheinbar noch zur sperrig ist. Nein, dank Wearables wie Smartwatches können wir inzwischen unsere Aktivitäten tracken und natürlich weitere persönliche Daten von uns preisgeben. Richtig persönlich ist es aber in den eigenen vier Wänden, dort wo uns Mauern vor den Blicken der Nachbarn schützen und wir in Ruhe schlafen möchten.
Nun ist es aber so, dass wir bereits im Besitz von Smartphone, Tablet PC, PC, Smartwatch, Smart-TV und was noch alles sind. Was uns fehlt, ist ein zentrales Gadget, dass unser smartes Heim miteinander vernetzt und uns endlich das Leben erleichtert. Dank intelligenten Lautsprechern wie Google Home, Amazon Alexa oder der bald erscheinende Homepod von Apple können wir endlich die Musik hören, die wir in der Cloud abgelegt haben. Wir sprechen mit Siri, befehlen dem Computer, wann genau uns das Gerät aufwecken soll, dass es uns an alles mögliche erinnern soll und dass Klopapier bei Amazon nachbestellt werden muss.
Das ist alles verdammt praktisch und vielleicht wird durch die unterschiedlichen Sprachassistenten in vielen Heimen endlich auch mehr gesprochen. Wie sieht es aber mit den Informationen aus, die niemanden etwas angehen, weil es privat ist?
Aktuell ist der Status der, dass die Geräte nur explizite Daten sammeln und diese auswerten
Die Hersteller sagen klar, dass die jeweiligen Geräte nur die Informationen verarbeiten, die über einen konkreten Befehl wie “OK Google“ direkt angekündigt werden. Die eingesprochenen Informationen werden durch ein Mikrofon aufgenommen, digitale umgewandelt und an die Datenbanken der Konzerne geschickt. Dort findet eine Auswertung der Frage statt und die passende Antwort wird wieder zurück zu dem kleinen Gerät auf dem Tisch oder im Regal geschickt. Es werden nur die Daten aufgezeichnet, die für die Lösung auf die Frage relevant sind. Der Nutzer hat ebenso die Möglichkeit am PC oder über eine APP, die Sprachaufzeichnungen und die Datenübermittlungen über ein Protokoll nachzuvollziehen. Also alles kein Grund misstrauisch gegenüber den tollen Errungenschaften gegenüber zu sein.
Ich sehe was, was du nicht siehst
Vor nicht allzu langer Zeit musste ein bekannter Tech-Konzern der unter anderem TV-Geräte herstellt einräumen, dass die Smart-TV-Funktion neben der praktischen Internetnutzung auch Daten über die TV-Angewohnheiten der Nutzer sammelt. Klar, dass sich dann bei manchen Menschen der Verdacht erhärtet, dass diese harmlosen Informationen auch für andere Zwecke, zum Beispiel eine Profilvervollständigung genutzt werden. Es geht um Transparenz, vornehmlich um den durchleuchteten Konsumenten.